Johannes Schöllhorn (1962)

les petites filles modèles (1995)

or les femmes entre elles, chamber opera with a choreography by Pierre Droulers


stage work

  • General information
    • Composition date: 1995
    • Video, installation (detail, author): chorégraphie de Pierre Droulers
    • Duration: 60 mn
    • Cycle: deuxième partie de la Trilogie minuscule
    • Commission: Ministère de la Culture (France) pour la Fondation Royaumont
    • Libretto (details, author):

      Adaptation par Caroline Gautier des Petites Filles modèles de la Comtesse de Ségur.

Detailed formation
  • soloists: 3 solo sopranos, 1 actress, 1 female dancer, 1 male dancer
  • 1 piano, 2 percussionists, 1 harp

Premiere information

  • Date: 23 September 1995
    Location:

    France, abbaye de Royaumont, festival Voix nouvelles


    Performers:

    Elisabeth Baudry (soprano): Camille, Cyrille Gerstenhaber (soprano): Madeleine, Donatienne Michel-Dansac (soprano): Marguerite, Sylvie Gregoire (comédienne): Sophie, Marie Leca (danseuse): Elisa, Pierre Boileau (danseur): Madame Fichini, Florence Millet (pianiste): Madame de Fleurville, Carole Lalaurie (harpiste): Madame de Rosbourg, Pascal Pons, François Papirer (percussionnistes): médecins, direction: Johannes Schöllhorn.

Program note

Als Prolog des ersten von drei Teilen stellen sich Camille und Madeleine, die beiden Töchter von Madame de Fleurville (die Pianistin), vor. Plötzlich ereignet sich ein Unglück: ein Kutsche stürzt um und Madame de Rean (die Harfenistin), die mit ihrer kleinen Tochter Margerite in der Kutsche saß, wird verletzt nach Fleurville gebracht. Sie wird von Ärzten (den Schlagzeugern) gepflegt und nach und nach erholt sie sich, während Margerite, Camille und Madeleine mit einer Kleiderkommode spielen. Madame de Rean wird gesund und, als die Zeit zum Abschied kommt, schlägt Madame de Fleurville vor, auch weiterhin zusammenzubleiben, da sie doch beide ihre Männer verloren hätten. Madame de Rean willigt ein und die Kinder freuen sich darüber in einem kleinen Finale. Der Prolog des zweiten Teils gehört Sophie. Sie ist die heimliche Hauptperson des Stücks. Sophie und ihre (schreckliche) Stiefmutter, Madame Fichini, besuchen Fleurville. Zunächst wird ausgiebig in einer "Air de belle toilette" Madame Fichinis Robe aus lila Taft gewürdigt. Danach gehen die Kinder in den Garten. Die (etwas) wilde Sophie tritt in die Blumen von Camille, es kommt zur Schlägerei, die Mütter eilen herbei, aber Camille nimmt die Schuld an dem Kampf auf sich, um Sophie zu schützen, die sonst Schlimmes von ihrer Stiefmutter zu befürchten hätte. Zur Strafe werden die Kinder zum Rechnen üben geschickt und Camille soll beim Abendessen keinen Nachtisch erhalten. Die Kinder laufen danach zum Teich, in den kleine Igel gefallen sind und ums Überleben kämpfen. Sophie möchte ihnen, damit sie nicht so leiden müssen, mit einem Stock auf den Kopf schlagen, aber dabei stürzt sie selbst in den Teich. Wieder laufen die Mütter herbei, Sophie wird triefend gerettet, aber nun entkommt sie ihrer Stiefmutter nicht und sie wird in einem "Danse du fouet" geschlagen. Madame de Fleurville schreitet ein und kurzerhand beschließt Madame Fichini, da sie die kleine Stieftochter ohnehin loswerden wollte, diese in Fleurville zu lassen und nach Italien zu verschwinden. Es ist Zeit zum Abendessen, aber Camille (und aus Mitleid wegen des Nachtischs auch Madeleine) möchte gar nichts essen. Madame de Fleurvilles Herz lässt sich erweichen, alle Kinder bekommen ein Desert und fallen selig in den Schlaf. Der dritte Teil beginnt mit einem Brief von Madame Fichini, in dem sie mitteilt, dass sie sich in Italien neu verheiratet hat und nicht zurückkehren wird. Die Kinder bitten ihre Mütter Sophie bei sich aufzunehmen, die Mütter willigen ein und die Kinder tanzen vor lauter Freude ein "Ronde infernal". Camille hat sich beim Tanz sehr erschöpft, sie wird krank und die Ärzte diagnostizieren: Windpocken! Das Kindermädchen Elisa pflegt Camille, die ihren Krankheitsverlauf singend beschreibt, und wird daraufhin leider selbst krank. Nun ist die Reihe an Camille, Elisa zu pflegen. Als alle wieder gesund sind, wird zu diesem Anlass ein kleines Fest veranstaltet, in dem die Kinder für Elisa ein "petite spectacle", ein kleines Theater im Theater aufführen, mit dem das Stück ausklingt. Frankreich und noch heute kennt, vergleichbar dem Strubelpeter, nahezu jedes Kind die Abenteuer der kleinen Sophie, die Comtesse de Ségur in ihren Büchern Les malheurs de Sophie, Les vacances oder Les petites filles modèles erzählt. Comtesse de Ségur wurde in Russland als Sophie Rostopchine geboren und ging, als Braut des Comte Eugène de Ségur, der zusammen mit Napoleon bis Moskau kam, nach Frankreich. Als sie schon Großmutter war, begann sie für ihre Enkel Geschichten aufzuschreiben, und die Erzählungen über Sophie stellen ein kleines (Selbst)Portrait ihrer eigenen Kindheit dar.

Johannes Schöllhorn.